Zur Neuanlage des Hausgartens bei der Niederlassung der Familie Zanger-Klinge-Weil in Weilmünster, wanderten zuerst auf die kahle, von Baummaschinen geformte Brachfläche mit wenigen verbliebenen Bäumen des ehemaligen Schulhaus-Gartens, die familienhistorisch bedeutsamsten Pflanzen aus dem ehemaligen Familien-Hausgarten der Emmershäuser Hütte. Von dort verpflanzte die Gartengründerin die familienmythologisch bedeutsamsten und ihre bisherige Lebensumgebung bestimmendsten Pflanzenarten wie Primeln, Pfingstrosen, Christrosen, Rosen, Forsythien, die kaukasische Gemswurz, 2 Weinstöcke, Johannisbeeren, Stachelbeeren sowie, neben anderen hier nicht genannten Pflanzen, auch die Palm-Lilien.
Palm-Lilien und Wein zählen somit zu den ältesten Pflanzen des heutigen Botanischen Gartens des CID Institutes. Während die beiden Rebstöcke bereits seit 2015 Aufmerksamkeit erweckten und Anlass für nähere Betrachtungen wurden, wendet sich die Schriftenreihe des Botanischen Gartens hiermit erstmals den Palmlilien zu. Diese wachsen mittlerweile sehr dispers verstreut auf dem gesamten Gartengelände und vermehren sich stellenweise, insbesondere dort, wo der Boden nicht zu Staunässebildung tendiert, erfreulich gut.
Ausgebreitet hat sich im Botanischen Garten insbesondere die Faser-Yucca (Yucca filamentosa). Neben ihr existiert noch mindestens eine weitere Art der Gattung Yucca, die allerdings bisher nur auf einen besonders regengeschützten Standort beschränkt ist und deren Bestimmung allerdings bisher noch nicht eindeutig möglich war, so dass auch über ihre Herkunft derzeit nur spekuliert werden kann. Während die Faser-Yucca, die auch in anderen Hausgärten in Weilmünster sehr häufig gefunden werden kann, vermutlich erst nach 1969 von dort aus in den Pflanzenbestand des heutigen Botanischen Gartens eingewandert ist - vermutlich als Geschenk von Freunden der Gartengründerin - so existieren heute noch historische Foto-Belege, welche die Präsenz der zweiten Yucca-Art im Hausgarten der Emmershäuser Hütte nachweisen, wobei das betreffende Bild vermutlich im Jahre 1912-1916 entstanden sein mag.

Palm-Lilien-Blätter im Hausgarten des Familienstammsitzes auf der Emmershäuser Hütte am vorderen Bildrande unten links. Die Fotografie zeigt die Mutter der Gartengründerin, Frau Marie Weil (später Klinge / links stehend mit Tier) im Alter von schätzungsweise 12 bis 16 Jahren, also in den Jahren 1912-1916, in Begleitung ihrer Tante Hedwig und ihrer Grossmutter Anna-Maria Leber-Weil.
Nach vorherrschender Lehrmeinung waren Palm-Lilien in Mitteleuropa zuerst nicht verbreitet, sondern sind ursprünglich ausschliesslich in der Neotropis beheimatet gewesen, also in Südamerika, Zentral-Amerika und der Karibik. Palm-Lilien sind allerdings zumindestens heute auch im nördlichen Teil des amerikanischen Kontinentes durchaus nicht selten und das nicht nur in Hausgärten sondern besonders auch als Teil der Wildpopulation. Ob also alle Palm-Lilien ausserhalb der Neotropis nur in Folge des Warentransfers der Kolonialgesellschaften seit 1493 in andere Weltregionen weiterverbreitet wurden, ist von hier aus schwer zu sagen.
Um nun über eine exakte Artbestimmung der Palm-Lilien im Botanischen Garten des CID Institutes Rückschlüsse auf die originäre Herkunft unserer Pflanzen der Gattung Yucca ziehen zu können, wäre eine Abstimmung der bestimmungsrelevanten Parameter der Pflanze notwendig, also der Form und Detailausprägung von Blättern, Blüten, Frucht und Habitus (Wuchsform). Besonders bestimmungsrelevant wären die Fruchtkapseln und Samen, doch bis zur Fruchtreife gelangten die Yucca-Pflanzen im Garten im letzten Jahrzehnt noch nicht, auch wenn in Abstand mehrerer Jahre regelmässige Blütenbildung stattfindet.
Zweiter Bestimmungsparameter wäre der Habitus und dabei insbesondere die Frage, ob die Yucca-Palm-Lilie stammbildend ist oder nicht und wie der Stamm geformt ist. Typische Habitus-Formen an Originalstandorten würden aber nur ebenso am Transplantations-Standort ausgebildet, wenn die Biotopbedingungen dort auch ähnlich wären. Das heisst Sonneneinstrahlung und Lichtintensität, Trockenheitsdauern und Regenmengen sowie Bodenbeschaffenheiten müssten am neuen Standort identisch zum Typus-Standort sein, damit sich die Pflanze auch "der systematischen Norm entsprechend" entwickelt. Ebenso wären typische Wuchsformen auch abhängig von der Umgebungsvegetation und von der Präsenz wichtiger begleitender Tierarten.
Am langjährigen Standort im Botanischen Garten wächst die Nachkommin der historischen, zumindestens aus dem 1. Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts stammenden Yucca-Palm-Lilie aber nicht vergleichbar mit natürlichen Standorten in Nord-, Mittel oder Südamerika und somit ist auch nicht zu erwarten, dass die hier ausgebildete Wuchsform exakte Rückschlüsse auf eine spezifische Typus-Art erlauben würde. So wächst die CID Institut Yucca direkt an bzw. im Schutz einer Hauswand und unterhalb des Regen-abwehrenden Dachüberstandes auf einem mageren Grunde aus Kieselsteinen, Sand und Komposterde oberhalb einer Terrassen-Betondecke und in unmittelbarer Wurzelraum-Konkurrenz zu Essig-Bäumen.
In den ersten Jahren seit 1969 bildeten die Palm-Lilien zuerst nur bodenständige Blattrosetten, doch erfolgt zumindestens seit der Jahrtausenwende auch eine zunehmende Stammbildung. Ob diese in Form und Stärke allerdings Art-typisch ist oder wegen des mageren Wurzelgrundes verspätet und reduziert, ist schwer zu sagen.
Yucca cf. gloriosa
Yucca sp. ( gloriosa cf. ) - Kerzen-Palmlilie ?
Nachkommin einer Yucca-Palm-Lilie aus dem ersten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts
die ursprünglich im Hausgarten des Familien-Stammsitzes auf der Emmershäuser Hütte wuchs
Die bisherige Beschreibung würde der Art Yucca gloriosa nahekommen, die im Deutschen als Kerzen-Palmlilie benannt ist. Auch diese Art wächst zuerst jahrelang stammlos mit einer grundständigen Blattrosette und bildet danach langsam einen Stamm aus. Auch die Parameter langsames Wachstum, Wuchshöhe 50 cm sowie die für Blattfärbung, Blattform und Blattgrösse und das Charakteristikum, sich in der Blattmitte herabbiegender Blätter stimmen mit den am Standort beobachteten Details überein. Yucca gloriosa gilt als heimisch im nordöstlichen Florida und in den südlichen Landesteilen der beiden Carolina-Bundesstaaten in den U.S.A.
Im Übrigen ähnelt die CID-Institut-Yucca vom Erscheinungsbild her auch desweiteren der Art Yucca capensis, einer verwandten Art der Kerzen-Palmlilie aus Florida und den Carolinas, die aber auf der entgegengesetzten Seite des nordamerikanischen Kontinentes vorkommt und dort eher halbwüstenartige Regionen in Baja California und Mexiko besiedelt, wo sie auf Grund der arideren Standortbedingungen vermutlich auch andere Wuchsformen ausbildet.
Die letzte registrierte Blüte der Yucca cf. gloriosa im Botanischen Garten des CID Institutes liegt vor dem Jahre 2018.
Über die Herkunft der Hauswand-Palm-Liliengruppe kann derzeit nur spekuliert werden. Als Verwandte von deutschen Emigranten, die den Schwarzwald zwischen 1890 und 1895 in Richtung USA verliessen, könnten durch die Familienbeziehung zum amerikanischen Kontinent durchaus auch in Nordamerika heimische Pflanzen als Geschenk zu Familienangehörigen nach Deutschland zurückverfrachtet worden und so in den Garten auf der Emmershäuser Hütte gelangt sein. Auch bereiste der als reisender Handelskaufmann tätige Haushaltsvorstand Carl Wilhelm Weil zwischen 1900 und 1926 regelmässig die Schweiz, wo Palm-Lilien neben Engels-Trompeten beispielsweise vom Bodensee (Mainau) bis zum Comer See durchaus auch schon zu damaliger Zeit zu den attraktivsten Zierpflanzen gehörten und brachte Ableger von seinen Reisen nach Emmershausen mit. Letztendlich ist aber auch nicht auszuschliessen, dass die gegenwärtige, historische Yucca-Gruppe auch durch von der Gartengründerin Rosemarie Zanger in den Jahren 1966-1977 in Katalonien (Region Tarragona) gesammelte Yucca-Rhizome angereichert worden ist, so dass möglicherweise eine Vermischung des initialen Pflanzenbestandes entstand.
Yucca filamentosa
Die Faser-Yucca ist mit mindestens 2 Wuchsformen, die möglicherweise artspezifisch sind, im Garten vertreten. Während die meisten Exemplare dieser sehr langsam wachsenden Pflanzen sich durch lineal-lanzettlich, aufrecht stehende und scharfkantige Blätter auszeichnen, die am Blattrande jeweils die typischen, Einzel-Fasern tragen, kommt auch eine weitere Pflanze mit deutlich biegsameren und weicher strukturierten Blättern vor, deren Blattränder weitaus weniger dicht mit Fasern besetzt ist.
Die Unterschiede zwischen den Faser-Yucca-Pflanzen sollen im kommenden Jahr näher untersucht und fotografisch dargestellt werden, wenn die Wuchsentwicklung der Pflanzen dies erlaubt.
Blütenstände zweier Faser-Yucca-Palm-Lilien (Yucca filamentosa) am 19. Juli 2021 im Botanischen Garten des CID Institutes. Im Hintergrund eine dritte, möglicherweise differierende Yucca-Palm-Lilie
Blühende Faser-Yucca am 11.7.2019
Agave americana
Ein Exemplar von Agave americana kam etwa 2012 / 2013 als Topfpflanze zum Bestand des Botanischen Gartens und wurde im Sommer als Terrassenpflanze gehalten und weitervermehrt. Die insgesamt 3 gebildeten Ableger-Jungpflanzen überlebten nach Separation von der Mutterpflanze allerdings nicht die darauffolgenden Wintermonate, vermutlich weil die Raumtemperatur unter die Frostgrenze absank und sich Staunässe in den Pflanzgefässen gebildet hatte. Mit ähnlicher Symptomatik erlosch im Winter 2021/22 auch die Mutterpflanze.
Sanseveria trifasciata
Eine Bogenhanf-Topfpflanze gehörte bis mindestens 2005 zum Pflanzenbestand der Gründerin des Botanischen Gartens. Möglicherweise handelte es sich um die Varietät Sanseveria trifasciata laurenti. Der Verbleib der Pflanze ist unbekannt.
Aloe vera
Zusammen mit der Agave-Pflanze kamen 2012/13 auch zwei Aloe vera Topfpflanzen zum Pflanzenbestand des Botanischen Gartens und wurden als Terrassenpflanzen gehalten, doch überstanden sie die Klimabedingungen dort nur wenige Monate..
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